Sind wieder mal unterwegs zwischen der Comunidad Valenciana und dem Freistaat. Dabei ist die grobe Reiseroute meist klar. (Abgesehen von mutigen Umwegen, einmal sogar über die Bretagne)
Der besondere Reisereiz liegt in den mannigfaltigen Oszillationen um die direkte Route. Sie können sehr nah und dabei lohnend sein. Diesmal erlaubt der warme Dezember sogar Reisewege, die sonst so nicht möglich oder sinnvoll sind. Schwerpunkt ist diesmal der französische Teil der Route. Weiteres Kriterium ist die Vorweihnachtszeit, die Adventszeit.
Wenn auch die französische Sprache solch hilfreiche teutonische Wortprägungen nicht kennt, französische Städte strahlen in dieser Zeit ein besonders kreatives und liebevolles Flair aus. Vive la période précédant Noël en France.
Bei unserer Abreise aus Spanien sind die weihnachtlichen Vorbereitungen, auch mit schwerer Technik, noch in vollem Gang
Eine Stunde später: Der Christbaum der Baleària ist zwar wenig spektakulär aber für die kommenden Balearengäste pünktlich bereit
Spanisches Weihnachtsgebäck ist in diesen Tagen noch rar. Stattdessen genießen wir eine typische heiße Schokolade mit köstlichen Churros (eine Art leichter essbare längliche Krapfen)
Hie eine kleine Auswahl handwerklich bis industriell hergestellter weihnachtlicher spanischer Gutsle (schwäbisch). Häufig sind heimische Mandeln und Marzipan Grundlage der heftigen Verführung. (Foto von vor drei Jahren im Restaurante Rafel in Pego)
Polvorónes(span. polvo – Pulver) sind ein krümeliges, nicht besonders ansehnliches Schmalzgebäck aus Schweineschmalz, Mehl, Zucker, Milch, Mandeln und Nüssen. Es löst sich im Mund etwas pappig auf. Nachrichten über Erstickungungen sind jedoch Fakes. Auch dass durch einen gewissen Cristóbal Colóndas Gebäck nach Spanien gelangt sein soll ist falsch.
Spätestens zwei Wochen vor Weihnachten sind Dénias Straßen geschmückt, jedes Jahr anders (Foto aus 2022)
Das in den letzten Blogs schon obligatorische Polizeifoto: Die lokalen Helfer sind schon früh in aufgeschlossener Vorweihnachtsstimmung
Am Samstag bei Tagesanbruch geht´s dann los. Beim ersten Kaffeestopp im Pueblo Torredembarra nahe der Autovia das erste Symbol für das große christliche Ereignis
Der Tió de Nadal ist eine Art katalanischer Nikolaus-Brauch
Beim ersten Halt in Frankreich, dem mittelalterlichen Agde, fasziniert uns dieses GraffitiDer Weihnachtsbaum passt gut zum mittelalterlichen StädtchenDer Hérault, der dem Département den Namen gibt, erscheint düster aber weihnachtlicher als der zuweilen übliche weiße LED-Firlefanz
Unsere Lieblings- und Übernachtungsstadt Sète hat Weihnachtsschmuck eigentlich gar nicht nötig
Vor dem Rathaus jedoch eine ausgeprägte bunte fröhliche Weihnachtswelt
Weihnachten als Märchenwald
In der Camargue haben ihre berühmten Bewohner nichts mit Papa Noël im Sinn. Sie interessieren sich mehr für uns
Weihnachtliche Camargue
Die beiden Silbermöwen profitieren von unserem vorweihnachtlichen Pique-nique in Saintes-Maries-de-la-Mer am menschenleeren breiten Sandstrand. Es gibt ein wunderbares halbes Poulet Fermier vom Straßengrill mit Baguette aus der Boulangerie nebenan. (Könnte mit jeder Weihnachtsgans konkurrieren, kommt mir in den Sinn)
Ein kleiner Beitrag zur Gender-Diskussion: Die Geschlechter der Silbermöven unterscheiden sich, unüblich für die Vogelwelt, farblich nicht! Männchen sind lediglich etwas größer. Was solls. Die Jungvögel – egal ob m, w, d oder noch unentschieden – sind anders gefärbt und stoßen vier Jahre lang, wiederum alle gleich, ihre anbiedernden Bettelgeräusche aus …
In der Kirche des auch für Wallfahrten berühmten Ortes sind körperpflegende Vorbereitungen für anstehende Ereignisse im Gange
Der Wunsch-Briefkasten an den Nikolaus spielt nicht nur am Rathaus von Saintes-Marie-de-la-Mer für die Kleinen eine große Rolle
Die anschließende Route durch das Rhône-Delta, wieder ein Stück zurück gen Westen, ziert sich mit ihrem schönsten Abendhimmel
Wir übernachten in Montpellier. Aus anspruchsvoll gestalteten modernen Straßenbahnen strömen die Menschen zur Arbeit. Weihnachten scheint noch keine Rolle zu spielen. Eine schöne Idee: Jede einzelne Bahn hat ihren eigenen Künstler.
Dachte ein Leben lang Montpellier sei nur flach. Jetzt unverhofft dieser Horizont! Wie man sich auch im Kleinen irren kann.
In einer der beiden wunderbaren Parkanlagen inmitten der Stadt wartet auf einer Anhöhe das für jede französische Stadt typische Karussell auf den großen Andrang
Die polizeiliche Präsenz deutet auf einen wichtigen Prozess hin
Dieser traditionelle Baum sagt mehr als die schönsten und buntesten Illuminationen
Wieder en route: Der Wasserdampf über den Atommeiler hinter der Allee fasziniert, wenn auch etwas unweihnachtlich
Höchst festlich gibt sich unser nächster Übernachtungsort Tain L´Hermitage in der Provinz Ardéche. Hier werden die winterlich blattlosen Platanen entlang der Rhône zu nadellosen Christbäumen geadelt
Selbst unser Land Cruiser bekommt vom Glanz was ab
Auch traditionelle Klischees für leuchtende Kinderaugen fehlen nicht
Weihnachtlich leuchtet die Rhône-Brücke hinüber nach Tournon-sur-Rhône
Wie ein Hoffnungsbild fürs Neue Jahr
Drüben begegnen wir diesen beiden unweihnachtlich profanen Protagonisten vor malerischer Kulisse
Wieder unterwegs – in der Ferne der Mont-Ventoux. Selten sieht man ihn, einen unserer Lieblingsberge, so klar und deutlich. Er ist für HDM wie ein kleiner emotionaler Nanga Parbat, sein Lieblingsberg aus der Jugendzeit.
Zugegeben, etwas weit hergeholt. Die Provence drumherum wäre dann Kaschmir. Naja. Auch der nachhaltig lange Ventoux-Aufstieg von Westen her ist nicht ganz vergleichbar. Jedoch, die Mühe all der tapferen Radler die hier hoch wollen rechtfertigt die quere Vorstellung.
Zurück zur Bescheidenheit: Das Rathaus von Nantua
Weniger bescheiden und höchst bedeutend ist Nantuas großartige Abbatiale (L’église Saint-Michel). Ursprünglich eine romanische Kirche der Cluniazenser wird sie Ende des 12. Jh. nach einer Zerstörung im regionalen gotischen Stil wieder aufgebaut.
Höhenflüge eines Graffiti-Künstlers
Unterwegs diese einfache aber visuell wirksame Gestaltung in einer kleinen Industriestadt
Dann unsere letzte Übernachtungsstadt Besançon in der immer noch als wirtschaftlich zurück geblieben geltenden Franche-Comté.
Während weihnachtliche Dekorationen hier eher bescheiden zurückhaltend sind, begeistern uns aufwändige eigenständige Gestaltungen der Geschäfte, hier eines Uhrmachers.
Das Foto für unsere diesjährige Weihnachtskarte finden wir in der Église Sainte Madeleine
Der Sacristain (Mesner) beleuchtet uns Kirche und Krippe
In der Kathedrale Saint Jean fällt die Krippe noch schlichter aus
Auf einem neben der Krippe liegenden Notizblock hinterlassen wir spontan eine Botschaft. Dazu noch eine Gender-Info: Noël ist weder weiblich noch männlich! HDMs schlechtes Gewissen wäre nicht nötig gewesen
Zur Culture française gehören natürlich auch die französischen Gutsle (schwäbisch für Weihnachtsgebäck) in all ihren Versuchungsvarianten
Einfach auf dem Punkt
Kann’s nicht lassen
Während unseres 10-Kilometer-Viertel-Marathons durch viele Ecken der Stadt fallen immer wieder die bläulich-gelblichen Bausteine auf. Sie werden in der Nähe abgebaut, erfahren wir.
Vaubans mächtige Zitadelle ist da weniger filigran
Erwartung oder bloß Werbung? Schaun mer mal
Vielleicht ist Mademoiselle Jaqueline schon auf dem Weg an einen zur Weihnachtszeit schneesicheren Ort
Heute wollen wir ankommen. Auf heimischen Straßen sind vermutlich schon Weihnachtsgeschenke unterwegs zu den Lieben. Als ehemaliger Marketingmensch und zum Zeitvertreib studiert HDM die Claims und Slogans der Logistik. Seine Kommentare wären unweihnachtlich.
Dann kurz vor dem Ziel: Wie jedes Jahr der unermüdliche wunderbare Weihnachtsschmuck der Holzhausener Familie Manhart Weihnachtliche Nachbarschaftsbeleuchtungen (neighborhood lights) sind, so lese ich gerade in der vertrauenswürdigen Washington Post, nach einer Umfrage in den Vereinigten Staaten der drittliebste Weihnachtsbrauch nach Gutsle und Weihnachtsbäumen
Einen Weihnachtsbaum haben wir eigentlich direkt vor dem Haus
Fehlt nur noch das bissle Schmuck Das geht auch ohne Hebebühne (siehe Anfangs-Foto)
Der letzte Blog endet mit einem netten spanischen Polizei-Erlebnis. Daran anknüpfend hier ein weiteres. Die Gelegenheit ist günstig, es endlich mal halböffentlich los zu werden:
HDM inmitten einer zünftigen, allerdings russischen Fahnder-Einheit im mittlerweile leider etwas ferneren Sankt Petersburg. Ein Bezug zum Thema Caudillo und seinem gestrengen Regime ist auch nicht ganz von der Hand zu weisen.
Die Petersburger Jungs haben mich damals gleich früh morgens „kollegial“ in ihre zünftige Dienststelle eingeladen und sich für tatkräftige Mitarbeit bedankt. Man würde mich am liebsten hier behalten, meinten sie charmant.
Hatte in der vorausgehenden Nacht am Nevsky-Prospekt (Невский проспект) die Anführer*in einer fünfköpfigen Bande (ohne das eigentlich nur passiv beteiligte Baby gerechnet) recht spektakulär und relativ gewaltlos überwältigt, sie stundenlang in Gewahrsam gehalten und schließlich ausgeliefert. Die Damen hatten mich zuvor in vorbildlicher Teamwork – vorübergehend lohnend – beraubt.
Werde diese aufregende Nacht zwischen Zarenpalästen, Hinterhofverstecken, Bus-Jagden, Metro-Verließen, Pritschen-Ladas, einem einheimischen Helfer, Dolmetschern und einem finalen Schnellgericht nie vergessen (Эту ночь мы никогда не забудем – Übersetzung frei nach Google).
Das dramatische Ereignis dauerte mit allem Drum & Dran von abends zehn bis morgens fünf. Dann bringt uns ein jetzt vornehmer Lada ohne Pritsche mit Blaulicht, auf HDMs Bitte ohne Sirene, zum Hotel.
Das Ganze wäre eigentlich, mit allen nicht undramatischen Details, eine eigene Geschichte wert.Schaun mer mal.
Aber jetzt, um den Charakter eines Reiseberichts zum Thema Caudillo nicht zu verlassen, weitere Stationen auf dem Weg zum heutigen Reiseziel.
Die Dame oben im Bild hat sich offensichtlich in das vorromanische Weltkulturerbe Santa María del Naranco verliebt. Sie will partout nicht weichen. Der Fotograf erklärt sie notgedrungen zum nicht ganz unwillkommenen Farbtupfer (und ist zufrieden).
Dieser ehemalige Teil einer Palastanlage, später als Kirche genutzt, entsteht in der Mitte des 9. Jahrhunderts und liegt recht unverhofft vor den Toren von Asturiens Hauptstadt Oviedo einfach so in der Landschaft …
… wie auch dieses unweit etwas später auftauchende romanische Kleinod
D´Frau1 schlug eine alternative Bergroute über den Puerto de Pajares vor. Das lohnt sich schon jetzt. Wir stehen vor der Colegiata Santa Maria de Arbás am Camino asturiano.
Ein Juwel sagen spanische Quellen zu Recht
Zahlreiche geschichtliche Ereignisse erklären die faszinierende Vielfalt von Baustilen dieser Kirche. Eine wahre Fundgrube für tausend Jahre aufregender spanischer Geschichte. Aufregend ist’s auch sich ohne umfassende Kenntnisse vor Ort anschaulich hineindenken zu können.
Beispiel Camino asturiano: An diesem bedeutenden mittelalterlichen Pilgerweg ist die Iglesia über Jahrhunderte ein höchst nützliches, da einfaches und robustes Pilgerhospital. Die Pilger kommen aus dem südlicher gelegenen León um in der Kathedrale des nördlich gelegenen Oviedo einen der wichtigsten Reliquien-Schreine der Christenheit zu besuchen, die Cámara Santa. Heute zieht der Schrein Touristen mit UNESCO-Welterbe-Anspruch an.
Wir können am Vortag in Oviedos San Salvador Kathedrale aus der Ferne per Teleobjektiv lediglich den beeindruckenden Altar bewundern. Aufgrund des Gottesdienstes sind die mittelalterlichen Pilger-Träume „las reliquias de la Cámara Santa“ nicht zugänglich. HDM kann´s verkraften. D´Frau hätt´s halt zu gern gesehen
Handfester als Reliquien sind die morbid-schönen immer noch intakten Überbleibsel des früher in der Region florierenden Bergbaus. Hier der Bahnhof von Villamanín an der Eisenbahnlinie León a Gijón von der beinahe parallelen Nationalstraße 630 aus gesehen. Beide waren wichtige Verkehrswege zwischen den beiden Comunidades (Ländern) „Principado de Asturias“ (Fürstentum Asturien) und „Castilla-León“ sowie dem spanischen Landesinnern.
Ganz in der Nähe von Villamanín liegt die Mine La Profunda. In um die 1500 Meter Höhe werden im Jahr 1870 Kupfer- und Kobalterze wiederentdeckt und zwanzig Jahre lang bis zu einer Tiefe von 180 Meter abgebaut. Dann erzwingen zu geringe Erzmengen und Entwässerungsprobleme die Einstellung des Abbaus.
Zwischen 1923 und 1927 läßt jedoch Spaniens erster Diktator, General Primo de Rivera, vor Ort die Metalúrgica del Cobre y del Cobalto entstehen. Kupfer-, Kobalt- und Nickelerze werden abgebaut, aufbereitet, konzentriert und zur Weiterverarbeitung nach Asturien transportiert. Aber schon nach zwei drei Jahren ist wieder Schluss. Diesmal sind´s die 1929er Weltwirtschaftskrise und der sinkende Weltmarktpreis.
Sechs Jahre später erlangt die Region militärstrategische Bedeutung. Nach wiederholten Fehlschlägen bei der Belagerung Madrids konzentriert Rebell Francisco Franco seine Hauptanstrengungen auf den spanischen Norden. Vor allem Eisenerz- und Kohlevorkommen locken. Noch kann sich das republikanische Asturien (außer der Hauptstadt Oviedo) gegen die Franco-Nationalisten behaupten. Republikaner unter Hauptmann Luis Vaquero verschanzen sich in der Mine La Profunda. Sie kann zur Verteidigung gegen Angriffe der Nationalisten auf Asturien über den Pajares-Pass dienen.
Da kommt Franco die Legion Condor gerade recht. Hitlers Generäle wollen konzentrierte Bomben-Angriffe in schwierigem Gebirgsgelände in enger Formation und geringer Höhe erproben. Richthofens Bombardement ist dann so erfolgreich, dass es in großem Stil brutal gegen die baskische Stadt Guernica wiederholt wird. (Picassos 1937 entstandenes Gemälde befindet sich im Madrider Museo Reina Sofía)
Heute eignet sich das bergige Gelände durch seine strengen Winter, um die erfolgreiche Estación de esquí de Valgrande-Pajares herum, zum üblicherweise friedlichen Skifahren.
Das Wappen der ehemaligen Bergbaumetropole Villamanín visualisiert eine anschauliche Legende: Ein Bär tötet einen der Ochsen eines Wagens, der von einem Abt gelenkt wird. Er transportiert Steine für den Bau eines Hospitals und ersetzt kurzerhand den Ochsen durch den Bären. Mutig, zupackend, arbeitsam und helfend wie die Menschen der kargen Region.
Ein aussagefähiges Herz-Graffiti (span. Grafiti) am Ortseingang und zwei Vecinos auf dem Weg in ihre Bar. Noch immer schlägt das Herz der gebeutelten Region.
Sozialer Treffpunkt für einen kleinen Imbiss zwischendurch
Esse dort meine zünftigste und vermutlich beste Tortilla el pincho. Die eigentliche Tortilla (perdon, schon angebissen ganz unten) wird durch einfaches Weißbrot angereichert.
HDM vermutet den Ursprung dieser Pincho-Version (meint mit Zahnstocher fixiert) als kleine ausreichend sättigende Mahlzeit für arme Leute (por los pobres). Die in ganz Spanien weitverbreitete Chorizo dazu (Schwein, Paprika, Knoblauch) ist eigentlich schon Luxus (por los ricos).
Ohne menschliche Bergbau-Eingriffe eigenständig gewachsenes Berg-Gebilde (wohl nicht als Skiabfahrt geeignet)
Weiter geht´s über die schier endlosen Felder der nördlichen spanischen Meseta (Hochebene). Auf einer Erhöhung ein beeindruckender steinerner Horizont. Der Ort dahinter liegt im Mittelalter im umstrittenen Grenzgebiet zwischen den Königreichen Kastilien und León. Die Stadtmauer aus dieser Zeit ist nahezu vollständig erhalten. Der Ort wird 1975 nationales Bien de Interés Cultural in der Kategorie Conjunto histórico-artístico.
Seit 2013 ist Urueña als eines der schönsten Dörfer Spaniens eingestuft und erhält das internationale Prädikat Villa del Libro. Die Einwohnerzahl liege unter 200 und die Zahl der Museen, Bibliotheken, Buchhandlungen etc. sei deutlich überproportional. Man teilt den Titel mit anderen europäischen Orten in Frankreich, Belgien und den Niederlanden, so ist zu lesen.
Wir kriegen, allerdings außerhalb der Saison, von alldem nichts mit. Wird hier mit Tourismus-Marketing Schindluder getrieben fragt sich der Ex-Marketing-Mensch.
Hier hätte man vielleicht was erfahren können. Die Tür aber ist verriegelt – wahrscheinlich wegen der Essenszeit
¡Volvamos a la carretera! So recht wurden wir im – mit einer einzigen Ausnahme – menschenleeren Bücherdorf nicht fündig. Doch die haptisch greifbare, ehrliche und grandiose Stadtmauer ohne touristischen Pipifax lohnte die Auffahrt.
Kleine Erlebnisse wie dieses erfreuen der Reisenden Herz und haben Erkenntniswert: Ein wie immer höchst lauter aber disziplinierter Schulausflug spanischer Kinder
In Pueblos Graffitis auf regionale Inhalte hin entschlüsseln ist immer spannend
Jetzt fiebern wir dem Duero entgegen. Er ist einer der vier oder fünf bedeutenden Flüsse Spaniens die mich seit der Balinger Volksschulzeit faszinieren
In Tordesillas ist am Sonntag Stiertreiben. Da wollen wir nicht dabei sein.
Immer wieder erstaunlich wie hoch wir uns während langer Strecken und durch unterschiedliche Landschaften der Meseta bewegen – nämlich um die 1500 Meter hoch
Entsprechend einfach aber eigenständig sind die Pueblos
Suchen jetzt, beinahe etwas verzweifelt, den Weg zu unserer unterwegs gebuchten klösterlichen Hospederia für heute Nacht.
Gefühlsmäßig müssen wir eigentlich in der Nähe sein. Auch das Navi insistiert drauf. Die Polizei will uns aber nicht durch dieses bestens gesicherte Portal lassen.
Ein persönliches „Bloquons tout“ auf spanische Art? Noch weiß HDM zu wenig vom historischen Bezug dieser Hospederia im Valle de Cuelgamuros. Zumal das Tal früher anders hieß. D´Frau hat`s zwar schon recherchiert, schweigt aber ausnahmsweise.
Beinahe wundersame Hilfe naht. Aber verlassen sind wir trotzdem ein bisschen als wir durch dieses lange Entrée endlich unsere Hospederia aufspüren.
Das kleine Wunder: Der Freund eines Benediktiner-Mönches des zur Anlage gehörenden Klosters (Monasterio) braucht vor Einbruch der Nacht eine Mitfahrgelegenheit durch die langen Kilometer düsteren Pinienwalds. Die Polizei zeigt Erbarmen und lässt uns, mit ihm als Begleiter, durch. Unterwegs schürt der junge Mann unsere Neugier mit Geschichtsunterricht aus erster Hand.
Ganz allein scheinen wir nicht zu sein. In anderen Teilen der weiten Monster-Anlage tut sich was
Sogar Stärkung winkt nach einem langen Tag
Den Empfang im bescheidenen Klosterzimmer empfindet zumindest HDM als höchst gelungen. Auf dem klösterlich einfachen und sauberen Bett ein graziler nicht unansehnlicher Einwohner. Bestimme ihn*sie als Amerikanische Kiefernwanze (Leptoglossus occidentalis).
Ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet ist, so steht’s geschrieben, der Westen Nordamerikas westlich der Rocky Mountains. In den 1950er Jahren taucht das Tierchen auch an der Ostküste auf, 1999 erstmals in Europa, 2006 – im Jahr des Baustarts des neuen Flughafens – im weltoffenen Berlin.
Mit der Bestimmung der dreist wie erfolgreich invasiven aber harmlosen Spezies beenden wir den offiziellen Teil eines anstrengenden Tages.
Besser invasiv und harmlos als indigen und gefährlich – so resümiere ich tierliebend und bin gespannt auf morgen
Am nächsten Morgen sind wir früh wie gespannt unterwegs
Wir befinden uns in der höchst umstrittenen Gedenkstätte Valle de Cuelgamuros, knapp 50 Kilometer nordwestlich vor Madrid.
Seit Beginn des Bürgerkriegs 1939 lässt Caudillo General Francisco Franco hier die in den Fels gebaute Basilika errichten, mit einem direkt darüber um die 150 Meter hoch in den Himmel ragenden Kreuz. Denk- und Mahnmal für seinen Sieg im Bürgerkrieg und 20jährige Zwangsarbeit bis zur Fertigstellung.
Das Ensemble soll ein Ort der Versöhnung werden, mit den Opfern beider Seiten. Es heißt damals Valle de los Caídos(Tal der Gefallenen). Bis 2019 liegt auch der Diktator in der Basilika begraben. Seine Gebeine werden 2019, im Zusammenhang mit der mittlerweile begonnen gesellschaftlichen und politischen Auseinandersetzung mit der Diktatur, in die Familiengruft verlagert.
In den Nischengräbern des Tunnelgewölbes aber liegen immer noch die Überreste von mehr als 33.000 Toten. Sie wurden oft ohne oder gegen den Willen der Angehörigen dort bestattet. Familien haben in den vergangenen Jahren die Exhumierung Angehöriger beantragt.
Lo recordamos: 1936 putschen die Nationalisten mit Franco gegen die linke Regierung der Segunda República Española. Die regierenden Republikaner sind ein recht komplexer Mischmasch aus Sozialisten, Linken, Kommunisten, Anarchisten und deren jeweiligen Strömungen, z. B. den Anhängern regionaler Unabhängigkeit. Im folgenden grausamen Bürgerkrieg (1936-1939) siegen Francos nationalistische Truppen, auch mit Unterstützung Nazi-Deutschlands. Die Diktatur endet mit seinem Tod 1975. Besiegt wird er nie.
Der Francoismus meint die absolute Machtkonzentration in den Händen des Diktators. Eine konkrete Ziel-Ideologie (im Sinne einer strategischen Marketing-Positionierung) fehlt. Mehrere ideologische Strömungen spielen zusammen: Der zunehmend patriotisch gelebte Katholizismus (National-Katholizismus), der tiefsitzende Antikommunismus und das höchst konservative spanische Traditions-Bewusstsein. Es wendet sich gegen liberale Ideen, Arbeiterbestrebungen und Unabhängigkeits-Nationalismen. Die besitzende Klasse und die Industrie wollen u. a. die durch die Reformen der Zweiten Republik bedrohte soziale und wirtschaftliche Vorherrschaft wiedererlangen.
Eine Erklärung zum langen Überleben des Regimes liegt sicherlich in der schweigenden Mehrheit der Bevölkerung. Sie findet sich aus Angst oder als Lebensnotwendigkeit mit dem System ab.
In aller Früh´ wirft die Morgensonne noch lange Schatten
Im Vergleich zum Vollendungsjahr 1959 der Anlage sind wir mutterseelenallein (Quelle: Archivo de Publicidad)
Der weite Blick in die entgegengesetzte Richtung
Dann öffnet sich geheimnisvoll eine Eingangs- und eine Ausgangstür zum unterirdischen Denkmal
Die Beleuchtung ohne jegliches Tageslicht ist wie von einer anderen Welt
Die architektonische Gestaltung kann sich in Stil, Kreativität und handwerklicher Qualität mit den Baustilen vorausgehender Jahrhunderte durchaus messen
Unter der 42 Meter hohen Kuppel befand sich das Grab des Diktators
Gestaltungsextreme
Ehrfürchtig zwischen bloßer Bewunderung und dem Versuch des Verstehens
Arbeitende Benediktiner-Padres (ora et labora) vor aufwändigem Chorgestühl
FRANCISCO FRANCO CAUDILLO DE ESPAÑA PATRONO Y FUNDADOR INAUGURO ESTE MONUMENTO EL DIA 19 DE ABRIL DE 1959
S. S. JUAN XXIII ERIGIO SU EGLESIA EN BASILICA POR BREVE DE 7 DE ABRIL DE 1960 Y FUE CONSACRADO EL DIA 4 DE JUNIO DEL MISMO AÑO POR EL CARDENAL GATTANO CICOGNINI
Die leicht übersehbare Gedenktafel ist eine der wenigen verbliebenen in Stein gemeißelten Erinnerungen an den spanischen Nationalkatholizismus. Weniger nachhaltige Referenzen zur Diktatur, z. B. im Webauftritt von Basilika und Kloster, sind inzwischen getilgt. HDM wundert sich, dass er den weltweit sehr geschätzten polnischen Papst Johannes XXIII zuvor nie in Verbindung mit Franco gesehen hat. Als kirchlich nachhaltig erweisen sich auch die Benediktiner. Sie dürfen bleiben und weiter Messen lesen. Darauf einigt sich die regierende Linkskoalition im Frühjahr 2025 mit dem Vatikan.
Vielleicht hätte man uns ohne den Benediktiner-Freund am Polizei-Portal gar nicht reingelassen – so denk i mir a bißerl abwegig, eigennützig und gschamig
Franco wird 2019 ausgeflogen. Die umfassende Identifizierung und Umbettung aller Toten dauert an. Die ultrarechte Partei indes verteidigt den Felsendom als Symbol für Spaniens christliche Wurzeln.
Der hauptsächliche Ursache für die anhaltende Unruhe in Bevölkerung und Politik liegt in dem vom Parlament in 1977, zwei Jahre nach dem Tod des Diktators, beschlossenen Amnestiegesetz (Ley de Amnistía).
Bisher als ungesetzlich geltende Handlungen mit politischer Absicht werden nicht verfolgt. Die Amnestie umfasst auch Behörden und Vollzugspersonen die Verbrechen oder Vergehen begangen oder „Rechte von Personen“ verletzt haben. Strafrechtliche Verfolgungen sollen Spaniens Konsolidierung hin zu einer Demokratie nicht beeinträchtigen. Dieser Pakt des Vergessens (Pacto de Olvido) ist damals eine einmütige Entscheidung sowohl der linken als auch der rechten Parteien.
Heute weiß man dass dieser Versuch einer nationalen Versöhnung die notwendige ehrliche gesellschaftliche Auseinandersetzung mit der Diktatur zumindest stark behindert hat. Besonders seit der Jahrtausendwende, als die eher rechts stehende Partida Popular (PP) mit einer absoluten Mehrheit aus den Wahlen hervorgeht, verstärkt sich die Diskussion.
In der Provinz León entsteht damals die Asociacion para la Recuperacion de la Memoria Historica. Sie setzt sich für eine Aufklärung des Verbleibs republikanischer desaparecidos ein und veranlasst die Öffnungen von Massengräbern. Eine umfassende gesellschaftliche Erinnerungsbewegung ist geboren.
Zwei Jahre später, im November 2002, stimmt das spanische Parlament einer offiziellen Verurteilung der Franco-Diktatur einstimmig zu. Zum Jahrestag des Bürgerkriegsbeginns in 2006 wird das Jahr der historischen Erinnerung ausgerufen und ein Gesetz zur Rehabilitierung und Entschädigung der Opfer von Bürgerkrieg und Diktatur auf den Weg gebracht. Franquistische Symbole, Straßennamen, Monumente und Gedenktafeln sollen aus dem öffentlichen Raum entfernt werden. Im jetzigen Valle de Cuelgamuros sind politische Veranstaltungen von Altfranquisten und Sympathisanten verboten.
Spanien habe es versäumt, die Diktatur-Vergangenheit angemessen zu vermitteln. Ein Preis dafür sei der Erfolg der Ultrarechten. Solche Stimmen verweisen auf recht konkrete Anhaltspunkte dafür, dass um die ein Drittel der „franco-fernen“ jüngeren Spanier rechtsextrem wählen. Anhaltende, auch ganz aktuelle, Korruptionsskandale der beiden großen Parteien PSOE und PP erleichtern eine sachliche Auseinandersetzung nicht.
Grausame späte Erkenntnis Ganz gleich wo: In Spanien sei man nie weiter als 50 Kilometer von einem Massengrab entfernt. Manche enthalten die Überreste Tausender Menschen. Insgesamt vermutet man weit über 100.000 Verschollene (Quelle: rtve)
Junge Menschen beteiligen sich an der Suche. Andere laufen Gefahr, die Gräueltaten der Diktatur zu vergessen. Bei ihnen droht in zeitlicher Distanz Franco zum Wohltäter zu werden. Populistisch argumentierende Politiker und historisierende Franco-Biografen unterschiedlicher parteipolitischer Couleur verschärfen die Situation.
Diese anfangs des Jahres erschienene Biografie aus dem aragonesischen Zaragoza (Saragossa) ist sicherlich studierenswert. Die Erkenntnisse müssen jedoch hinsichtlich ihrer Nähe zur derzeitigen Linksregierung sorgfältig abgewogen werden.
In diesen Wochen und Tagen wird auch der emeritierte Juan Carlos I in die Auseinandersetzung einbezogen. Jetzt erscheinen seine Memoiren (nach Frankreich) auch in Spanien. Darin geht er recht verständnisvoll mit seinem Steigbügelhalter Franco um. Der Präsident der Recuperación de la Memoria Histórica fordert dafür eine Bestrafung (multa) …
Am 22. November 1975, nur zwei Tage nach Francos Tod, wird Juan Carlos I König von Spanien. Er unterstützt die Ausarbeitung der Verfassung von 1978, entgeht unzähligen Intrigen und gewinnt zunehmend das Vertrauen des Landes. Sein entschlossenes Auftreten gegen den Versuch eines Militärputsches in 1981 beweist die schon hohe Stabilität der jungen Demokratie. Der kleine Bub rechts im Bild ist der jetzige König Felipe VI (Quelle: arte Ausstrahlung am 11. November 2025)
Jetzt schreibt der königliche Emeritus: „Ich habe das Gefühl, dass mir meine Geschichte gestohlen wird“. Er bekennt Sympathie für den Diktator, „der mich zum König machte“ und sagt über Francos 36jährige Herrschaft: „Ich respektierte ihn zutiefst, ich schätzte seine Intelligenz und seinen politischen Instinkt.“ Und: „Niemand konnte ihn stürzen oder auch nur destabilisieren – das ist eine Leistung.“ Zur Demokratie: „Ich habe dem spanischen Volk die Freiheit gegeben, indem ich die Demokratie errichtet habe.“
Wer die unendliche spanische Meinungsvielfalt und Diskussionsfreude kennt ist geneigt ihn zu verstehen. Der (zunehmend umstrittene) derzeitige sozialistische Regierungspräsident (Presidente del Gobierno – partido PSOE) sieht dies erwartungsgemäß anders: „Die Demokratie ist nicht einfach vom Himmel gefallen, sie wurde vom spanischen Volk, von den einfachen Bürgern erkämpft“ ist seine populistische Erkenntnis.
Anmerkung: HDM hat in Übereinstimmung mit seinem gescheiten spanischen Friseur Paco wenig Sympathie für den derzeitigen Präsidenten der Regierung. Er ist in einen handfesten Korruptionsskandal verwickelt und bemüht palavernd ständig die Demokratie, während er sich seit Jahren, auch in eigener Sache, mit der demokratischen Säule einer unabhängigen Rechtssprechung im Konflikt befindet. Problemebleiben ohnehin auf der Strecke. Bei uns in Deutschland findet man ihn, soweit bekannt, überwiegend toll.
Der Padre de la ConstituciónMiquel Roca muss es eigentlich besser wissen als der populistische Presidente: Es waren der klare Wille „del Rey, de Suárez y de apertura de Torcuato Fernández Miranda“, ein Team das auf etwas setzte, was schon mehr als genug war: nämlich freie Wahlen“. Quelle: Spanischer Fernsehsender Antena 3 am 17. November 2025
(Apertura heißt hier Aufgeschlossenheit– Adolfo Suárez González von der Unión de Centro Democrático (UCD) war in der Übergangszeit zweimal Presidente del Gobierno; Torcuato Fernández-Miranda Hevia, ein Rechtswissenschaftler, war gleich nach Francos Tod kurz Presidente)
Besuchen jetzt zur Wahrung der historischen Balance einen Ort, der Spaniens ungleich viel längere vorausgehende Geschichte präsentiert:
Den Real Sitio de San Lorenzo de El Escorial(Königliches Kloster San Lorenzo de El Escorial) in Fahrtrichtung kurz vor Madrid. Aus Angst vor unmenschlichen Museumsbesuchen ist HDM hier bisher jedesmal vorbeigefahren.
Das Ausmaß und die vermutete Vielfalt der Anlage machen uns zuerst etwas hilflos wie die Zwei auf der Bank
Die Schloss- und Klosteranlage entsteht in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Wieder einmal treffen wir auf Philipp II, Spaniens wohl visionärsten König. Das Meisterwerk der spanischen Renaissance ist ein Symbol der damals mächtigen spanischen Monarchie. Es umfasst vor allem das eigentliche Kloster (Monasterio), ausgedehnte königliche Gemächer und den Pantheon-Teil. Im Panteón de Reyes und im Panteón de los Infantes liegen die sterblichen Überreste der spanischen Habsburger- und Bourbonen-Könige mit deren Familien.
Bescheiden kann man den Klosterhof im geometrisch strengen und nüchternen Herrera-Stil nicht gerade nennen
Die Kuppel der gigantischen Basilika ist 92 Meter hoch. Vor dem Hauptaltar probt ein – aus der höchst korrekten hochdeutschen Pronunciación zu schließen – norddeutscher Laienchor die grandiose Akustik.
Unterm Chor, im Panteón de Reyes und im Panteón de los Infantes, liegen die nicht enden wollenden sterblichen Überreste der spanischen Habsburger- und Bourbonen-Könige. Angesichts mancher Wimpel denke ich unbekümmert pietätlos an verführerische Wiener Tortengebäcke … perdon.
Angesicht der überwältigenden Gestaltung der Bibliothek (von Phillip II gegründet) vergisst man leicht die über 40.000 Bücher und Handschriften
Der Fotograf begeistert sich für bekennende Besucher genau so wie für wertvolle Exponate und stimmige Gestaltungen. Die spanischen Landsleute freuen sich ihrerseits, in Alemania unvorstellbar, über des Fotografen Aufmerksamkeit.
Dann, endlich wieder in der frischen Luft, im Restaurant gleich daneben, locken Motive wie das nachhaltig kommunizierende spanische Leben und die nahe Madrider Lebensart
Die Belohnung nach drei Stunden grandiosem Museumsstress (einem persönlichen Rekord)
Natürlich sind Spanier, auch Madrilleñas, nicht immer nur froh und lustig
Auch die Nationalpolizei am Straßenrand zwischen Madrid und dem spanischen Zuhause schaut etwas kritisch drein. Mir kommen die erfrischende Caña und die gleiche Quantität des fruchtigen Rueda von vor zwei Stunden in den Sinn. Nächstes Jahr soll 0,2 gelten so hört man.
Als wir abends in Dénia ankommen haben wir Glück – der in die Jahre gekommene Fernseher läuft nach ein paar Minuten tatsächlich an: Wir wollen den heutigen Wiesnzug wenigstens im Fernsehen anschauen – für uns Ehemals-Münchner eine kleine Tradition.
Jedoch, das trotz strahlender Sonne schlechte br-Licht ist ein Graus. Normalerweise kritisiere ich nur die Kameraleute des spanischen rtve. Lange währt das schattige Fernseh-Glück übrigens nicht: Nur zwei Wochen später ist ein Neuer fällig. Estamos en España denke ich ungerecht vor mich hin.
Hasta la vista
Dann vermutlich vom Starnberger See aus
D´Frau sagte der aus Niederbayern stammende Münsinger Altwirt immer dann, wenn er seine Ehefrau Erika liebevoll in eigentlich nur Mannsbilder betreffende wichtige Sachverhalte einbeziehen wollte. Gerne hat HDM diese treffende wenn auch nur indirekte sprachliche Liebeserklärung für hoffentlich relevante eigene Herausforderungen übernommen. ↩︎
Der große Streik ist für Mittwoch angesagt. Und wir wollen am Sonntag in der Früh wieder mal quer durch Frankreich nach Dénia starten. Der geneigte Leser weiß, dass la France mehr als nur eine Vorfreude auf unser spanisches Domizil ist. Was tun?
Das Reisewetter nimmt die Entscheidung ab. Es soll weniger als durchwachsen sein. Wir verschieben auf nächste Woche. Obwohl auch da schon jetzt, wiederum am Mittwoch, Blockaden angesagt sind.
Am folgenden Sonntag geht’s also los. Unverdrossen. Das Wetter unterwegs scheint prima zu werden und kritische Streikzentren wollen wir ohnehin meiden. Auch andere lieb gewonnene Städte wie Lyon und Bordeaux lassen wir nördlich oder südlich in sicherer Distanz liegen. Aus dem Mercredi wird dann ohnehin Jeudi und da sind wir längst am unpolitischen Atlantik. Dort schlägt nur der Ozean hohe Wellen.
„Bloquons tout“ – Am ursprünglich geplanten Mittwoch ist in den großen Zentren wirklich was los. Da wollten wir nicht dabei sein. Unterwegs beruhigen uns dann Franzosen mit „seulement à Paris“
Wir fahren lieber wieder mal den beschaulichen Canal du Centre entlang. Genießen auf dem lange parallel verlaufenden, eigentlich gesperrten, Landweg die zahlreichen malerischen Schleusenhäuschen. Samt ihrer antiquierten aber funktionierenden Technik. Drum herum die burgundischen Weinberge der Côte de Beaune und der Côte Chalonnaise. Und – die grünen Weiden des Charolais mit den in der Gastronomie des Landes so begehrten weißen Rindern.
Der Canal du Centre schlängelt sich 112 Kilometer lang zwischen Chalon-sur-Saône (an der Saône) via Paray-le-Monial (siehe das vorausgehende Erlebnis)) bis nach Digoin an der Loire. Mithilfe weiterer Kanäle ermöglicht er Binnenschiffen und Sportbooten über die Seine Zugang zum Atlantik und über die Rhône zum Mittelmeer.
Man stelle sich – in einer französischen Pénichette – eine französische Weltreise zwischen den beiden Meeren vor … ça serait quelque chose!
A propos Digoin: Auf der dortigen Kanalbrücke quert der Canal latéral à la Loire (im Vordergrund) den tiefer gelegenen Fluss Loire (Foto aus 2019)
Die alten Zeiten industriellen Tuns …
… sind längst vorbei. Ab dem späten 18. Jahrhundert (um die Französische Revolution herum!) hat unser Canal zum wirtschaftlichen Aufschwung des Bergbaureviers Montceau-les-Mines beigetragen. Heute hat er eher touristische Bedeutung.
Das bescheidene malerische Ton-in-Ton-Besitztum erfreut das aufgeschlossene Fotografenauge
Beschauliches Outdoor Office
Existenzielle Nahrungssuche
Wir stören
Auf sattgrünen Weiden die nicht nur für´s Auge köstlichen Charolais-Rinder mit Schlösschen und Hof
Die Kormorane begeben sich schon früh auf ihre Schlafbäume. Für uns sind sie gefiederte Lebenskünstler zwischen Starnberger See, Atlantik und Mittelmeer
Im Mairie von Montceau-les-Mines ist um die französische Mittagszeit offenbar nur der Concierge zugange …
Dann Paray-le-Monial, diesmal von der anderen Seite. Wieder genießen wir die romanische Hochburg ohne die sommerlichen Pilgerscharen.
Diesmal sind kleinere Entdeckungen dran: dieser Baum gedeiht direkt neben der Kathedrale ohne Rinde!
Ein Wunder? Unser einheimischer Informant glaubt es nicht
An ein Wunder allerdings erinnert die Chapelle des Apparitions im neoromanischen Stil. Zwischen 1673 und 1689 erscheint hier der Salesianerin Marguerite-Marie Alacoque das Herz Jesu „authentifiées par son confesseur, le jésuite Claude La Colombière„. Na ja.
Die Zeit verklärt und verstärkt markante Weltereignisse … 1920 wird M-M vom Namensbruder unseres Papstes aus Marktl, Benedikt XV, heiliggesprochen.
„Avant d’entrer dans la chapelle des Apparitions, je marque une pause. C’est en ce lieu précis, dans le chœur actuel de la chapelle, que Jésus a découvert son Cœur brûlant d’amour à sainte Marguerite-Marie et lui a demandé son cœur en retour d’amour. Entrer dans cette chapelle, c’est symboliquement entrer dans le Cœur de Jésus pour y faire ma demeure, pour me laisser consumer par les flammes ardentes de son amour. J’entre pour consacrer mon cœur et tout mon être au Sacré-Cœur.“ Quelle: sacrecoeur-paray.org/parcours-du-jubile-3eme-etape-chapelle-des-apparitions
Die Heilige
Die liebevoll missionierende kolumbianische Nonne lässt uns auch außerhalb der Besuchszeit rein und schenkt uns zwei Medaillons. Sie spürt, dass das Jesús-Bild zum ehemaligen Protestanten HDM besser passt als ein Heiligenbild. Werde es in Ehren halten.
Die Verbindung zu unserem nahen Hotel Le Prieuré ist unübersehbar
Das abendliche Mahl ist diesmal noch kreativer …
… als der köstliche burgundische Kalbskopf beim letzten Besuch
Am anderen Morgen besuchen wir nochmal die Basilika Minor. Das gewaltige Fresko in der Chorapsis inmitten der Vierung beeindruckt jedesmal neu.
Der legendäre Grafensohn und spätere Abt von Cluny, Hugues de Seymour, läßt die Basilika im 11. Jh. nach dem Vorbild der Abteikirche von Cluny ausbauen.
Weiter geht´s dann nach Ussel: Wir finden es hinter dem großen Mischwald
Qu´est-ce que c´est ?? Ussel ??
Es hat für HDM eine besondere persönliche Bedeutung. Zwei Gendarmen dieses Städtchens haben mir damals den Führerschein geraubt. Ich sei mit etwas über 150 zu schnell gefahren und bei Regen seien nur 110 erlaubt.
Fakt ist jedoch, dass die damals neue wunderbare und nachts vollverwaiste Autobahn trocken ist – lediglich ein paar ärmliche Regentropfen trüben die Scheibe …
So werden wir nach langem schicksalhaft vergeblichem Gendarmen-Warten hinter den Büschen willkommene Opfer. Der damalige Mercedes G kommt denen als neue Geschäftsidee gerade recht. Die Argumentation des vorlauten Wortführers ist dann so ärmlich wie jetzt die kleine Stadt (pardon).
Kurzum: Sie behalten meinen Führerschein. Das sei in Frankreich so üblich.
Bin spätestens nach dem jetzigen Besuch versöhnt. Dieses abgelegene ärmliche Village brauchte das Erfolgserlebnis und die flankierende Einnahme.
Gerächt hat sich HDM ohnehin schon zuvor: Die ganze Aktion war nach europäischen Recht höchst bedenklich. Selbst in Ussel hatte man dies bald erkannt. Man wollte den exotischen deutschen Führerschein schnell wieder los werden. Cependant incroyable: Im Einschreibebrief des Rathauses war das begehrte Objekt dann nichtmal drin! Pauvre mairie de Ussel …
Das brachte HDM auf die ihm wohltuende Idee, seinem Permis de Conduire eine Odyssé franco-allemand zu gönnen. Die folgenden Einschreiben nach Bayern und in die Communidad Valencia gehen einfach zurück.
Erst nach einer persönlichen Bitte des Bürgermeisters (le maire – premier officer municipal élu par le conseil municipal) das Dokument nach Irrwegen endlich wieder in Besitz zu nehmen, vereinbaren wir eine versöhnliche Zusendung an HDMs heimisches Landratsamt. Dort hatte man ihm unbürokratisch ohnehin längst einen Ersatz für das Raubgut ausgestellt.
Aujourd´hui une belle histoire – n’est-ce pas?
Franchement, ein gewisser verstaubter Charme ist dem Städtchen nicht abzusprechen …
… besonders wenn es um französische Lingerie geht
Laufen garantiert keine 150 mehr
Die romanische Église Saint-Martin ist so düster wie die nächtliche Gendarmerie damals. Namensgeber Saint Martin gilt als erster „évangélisateur de l’Europe“ und als Symbol christlicher Nächstenliebe.
Dies scheint meinen Gendarmen damals entgangen zu sein. Auch die Orgel hat historische Bedeutung. Auf die erbetene Spende haben wir trotz Happyend verzichtet.
Für eine Stadttaube ungewöhnliche weiße Gefiederanteile lassen auf eine Kreuzung mit einer Friedenstaube schließen – Symbol der Versöhnung …
Stunden später eine total andere nächtliche Welt
Anderntags wissen wir, sind im Surfer-Paradies gelandet
…
Kollegen sind schon da: … gut ausgestatteter Fotograf …
… themennahe Bloggerin mit Assistent
Motive gibt’s ohnehin genug
Vive la France …
… de chaque couleur et chacun*une à son*sa goût (ein persönlicher Versuch teutonische Sprachfortschritte auf Französisch zu übertragen. Pardon chers Français et chères Françaises, pardon honorable Académie française)
Sympathisches naturnahes tête à tête
Gute Berechnung
Schwätzle der jolies demoiselles
Leicht zerzauster Spatz (le moineau)
Atlantisch-französisches Outdoor Office
Wenige Kilometer hinter dem Atlantik: Das sympathische Mairie de Capbreton und der freie Platz davor laden zur überschaubaren Stadtbesichtigung ein
Hoffentlich sind diese mutmaßlichen flinken Gegenstücke zu den Strandläufern als Asphaltläufer nicht zu gut getarnt
Die Leuchtturm-Kirche mit menschennaher Doppelfunktion für Seeleute und fromme Seelen
Auch drin meer- und menschennah anheimelnd
Macht Lust auf die andere Kanalseite namens Hossegor
Wohl keine künstlerische Überzeichnung: Höre soeben im regionalen Wetterbericht dass die Atlantikwellen derzeit über zehn Meter hoch sind
Am Abend gönnen wir uns mal wieder Atlantisches, zugegeben aufgemotzt mit invasiven Köstlichkeiten (aber wer weiß das schon)
Am anderen Morgen erkenne ich in Hossegor das Hotel eines Urlaub vor mehr als einem halben Jahrhundert
In der Ferne locken die Pyrenäen
D´Frau erkennt den Larhun, franz. La Rhune obwohl er/sie nur 905 Meter hoch ist
Dann Bayonne
Eine von zahlreichen Festungen von Vauban, dem höchst produktiven Baumeister des grandiosen Sonnenkönigs. 2008 gab es ziemlich Ärger, als die UNESCO nicht sämtliche Anlagen des Meisters als Welterbe aufnehmen wollte.
In der Cathédrale Sainte Marie de Bayonne versammeln sich im Mittelalter Pilger auf dem sogenannten Voie de Soulac (nördlich von unserem Capbreton gelegen), einem Abschnitt des Jakobswegs nach Santiago. Eine Statue des als Pilger gewandeten Heiligen Jakobus steht im südlichen Querschiff. 1998 wird die Kathedrale als Teil des „Weltkulturerbe(s) Jakobsweg in Frankreich“ ausgezeichnet.
Wir genießen das bunte Menschenwerk und seine passende Stilvielfalt unabhängig von tourismuswirksamen Auszeichnungen und bauhistorisch strengen Stil-Vorgaben
An Biarritz fahren wir heute wieder mal vorbei
Das spanische Herzstück des Golfes von Biskaya lockt mehr. Der tiefe Capbreton Meeres-Canyon verläuft hier parallel zur Küste und begünstigt regelmäßig einen ordentlichen bis extremen Seegang. Für HDM, sonst standortbedingt Anhänger von Binnengewässern zwischen Boden- und Würmsee mit Mittelmeerbezug, schon als Vorstellung immer wieder gigantisch.
Gesteinsformationen, hier unterschiedlichste Schichtungen, sind eine Fundgrube für Geologen
Unterwegs unweit der Küste dann immer wieder bescheidene …
… baulich stilfrei eigenständige …
… und malerische Orte
In Comillas bleiben wir über Nacht
Nur von wenigen Vecinos umgeben schmecken die diesmal ausschließlichen Früchte des nahen Ozeans besonders gut
Anderntags lockt der Strand unter dem Hotel
Nichts wie hin
Auch Hundebesitzer genießen ihre spezifische Herausforderung moderner Freizeitgestaltung
Einer unserer meist schwarz gefiederten Begleiter und Lebenskünstler ist schon da
Friedhöfe unterwegs erzählen viel über Land und Leute
Abgelegene liebliche grüne Landschaften und Meerzungen prägen die Leute
Das Zwischenziel Ribadesella lockt für devotes pilgerliches Fundraising
Als Kindheitsort der jetzigen Königin Letizia, frühere Prinzessin von Asturien, ist der Ort recht attraktiv geworden (HDM schätzt sie. Wie der Kini verbindet sie nicht nur Königstreue)
Weniger prinzessinnenhaftes Geschöpf am Wegesrand
Für das Tagebuch ist längst ein Atlantik-Selfie fällig
Besuchsauftakt in Aragon´s Oviedo. Die aktuelle Fiesta San Mateo animiert
Los Jovenes wollen, noch unbekümmert, hoch hinaus
Im Land des Cidre
Als Hauptstadt Sitz der Junta de Aragon
Bürgerhäuser und Wohnungen im doch recht wohlhabenden Norden
Demo von Meernähe auf dem Teller
In Aragon gibt´s eher Bären als Stiere
De vuelta en la carretera – Ein kleines „Bloquons tout“ auf spanische Art auf dem Weg zu unserer klösterlichen Hospederia für heute Nacht: Die Polizei will uns nicht durchlassen … Caramba!
Erinnere mich an vorausgehende gute Erfahrungen mit der Guardia Civil (im Foto in einer früheren reisenahen Angelegenheit)
Durch entsprechend gutes Benehmen und mithilfe des vorbei kommenden Amigos eines dortigen Mönches erreichen wir das streng bewachte Ziel. Unerwartet erleben wir morgen hautnah einen Ort jüngerer noch nicht aufgearbeiteter spanischer Geschichte.
Der 993er ist in der Drygalski Allee beim Ölwechsel (schaun mer mal ob´s dabei bleibt). Mit der U3 geht´s dann in die Stadt. Es ist heiß. Die Münchner, überschaubare Touristen und wir nehmen´s gelassen.
Unweit vom Sendlinger Tor spornt der unvergessliche Sigi Sommer („Münchner Schriftsteller und Journalist“, 1914 – 1996) zu fotografischen Beobachtungen an
Die erste gleich daneben: Sie stimmt uns trotz versprechender Kaiser-Botschaft irgendwie traurig
Da hilft auch die Erinnerung an die respektable Andechser Außenstelle der Landsberger Anstalt nicht
In der Asamkirche passt der unmünchnerische Bankreihen-Orientierungsduktus so gar nicht zur überladenen spätbarocken Pracht
An Apple vorbei lockt das Zentrum auch ohne Glockenspiel
Linker Hand bin ich ganz 60er. Ein junger Mann sucht technologiebedingt Schatten. In der LÖWENFANWELT im 2. UG gibt´s offenbar die Auflösung des Claims Einmal Löwe, immer Löwe. Nächstes Mal, schaun mer mal.
Darf der das denn?
Jedzd woaß i wos i ess (Fortsetzung folgt)
Der andere Club liegt ungerecht in der Sonne. HDM überlegt sich, ob er für Paul ein Trikot kaufen soll.
Die angepeilte Kunsthalle hat unerwartet zu. Die Frauenkirche lockt durch die Gassen.
Die letzte Nacht war Gottseidank ausreichend warm
Kommen von ziemlich weit her
Auch spätgotisch schlicht kann beeindrucken
Denke selbst bei 30 an die 60er … (doof)
Baustelle München – der zuständige Kapo erklärt mir dass die Stahlqualität der Geleise früher merklich besser war. Selbst den ehemaligen Märklin-Fan der kleinen Spur H0 macht’s nachdenklich.
Anmut daneben im Franziskaner
Und natürlich zünftiger Genuss – gedacht getan ein Leberkas
Heute also kein Residenz-Weinkeller um die Ecke
Wo denn ist die Feldherrnhalle?
Schaut nicht so recht glücklich drein
Da ist ja noch die innen hochbarocke Theatinerkirche (mit der jedem vertrauten gelben Rokoko-Fassade)
Und das nahe moderne Drumherum im Hofgarten
Mädchenhaftes Relaxen auf dem Grün …
… oder vor geschichtsträchtigen Gemäuern
Quite charming
Sympathisch menschennah wahrnehmbare Wissenschaft am umgeleiteten Eisbach
Unsereins hat abends immerhin 12.650 Schritte auf dem Zähler
Artgerechte Velohaltung
Mehr oder weniger renommierte Adressen in einer zweifellos renommierten Straße
Am Platzl – Stadtführer gedenken dort hörbar andächtig der ehemaligen Alfons Schuhbeck-Geschäftsideen
Lauschige Vorahnung für Ende September
Hier ebenerdig sonnig anstatt dunkel im 2. UG! Erinnere mich wieder mal an den ehemaligen Löwenpräsidenten und Kultusminister Hans Zehetmair (sowie an Schalke …)
Hier haben die mal den Schattenplatz
Profane Aufkleber …
… werden zum eigenständigen Graffiti
Mit einer Kugel Eis wird der Heilig Geist Pfarrsaal zum Event
Der Sedlmayr hat neu aufgemacht, haben wir kürzlich von unserer Münsinger Altwirtin erfahren. Beschließen demnächst mal hinzugehen.
Weinetiketten faszinieren. Diese hier sind sympathisch, differenzieren zwischen unterschiedlichen Weinen aber wenig.
Unterschiedlichste bauliche Gestaltungen können als Ensemble faszinieren
An den Ida Schuhmachers kommen wir ohne zünftigen Gruß, so wie echte Münchner, nie vorbei
Gründer der Münchner Suppenküche ist einer unserer ehemaligen BAW-Absolventen
Hier ein schrecklich beliebtes bauliches Gestaltungselement unserer Zeit. Der Claim dieses Etablissements lautet „Happiness is homemade – and so is Bliss“. Luja sog i
Dieses Ensemble ist gewachsen und damit für HDM nicht ohne Reiz
Dito
Münchner Baustelle mit günstigem Baumaterial
Auf dem Weg zurück zur U3 Sendlinger Tor und zur Drygalski Allee finden wir vor den Umbaulichkeiten der Freien Waldorfschule diese vornehme Version. Wer hat der hat.
Zuvor noch ein paar memorable Erinnerungen
… hier an den vertrauten spanischen Jakobsweg
Schöne Labels
Begehrte Vielfalt mit Kultcharakter gesundheitsfanatischen Usancen zum Trotz
Wow! Kaum im Untergrund kommt die U3 in die begehrte Richtung. Als wir einsteigen, brüllt eine recht eigenständige bayerische Frauenstimme (vermutlich die Zugführerin) per lautem Mikro durch den langen Zug man solle doch die Türen nicht gewalttätig öffnen. Wir vom Land erschrecken und sind uns keiner Schuld bewusst. Erstaunlicherweise reagieren die anderen Fahrgäste überhaupt nicht … Für uns zumindest ein Erlebnis. Das nette Münchner Kindl am Zugdisplay und die angenehme Stimme für die nächste Haltestelle beruhigen uns
Es war nicht nur das Motorenöl. Statt des 993ers kommen wir mit einem Taycan zuhause an. Das E im Nummernschild steht bei dieser Marke für höchstes Beschleunigungsvermögen.
Am übernächsten Tag geht’s zum Abholen dann nochmal in die große Stadt. Die Kunsthalle ist immer noch zu. Wir machen uns auf die Suche nach Graffiti Updates im Schlachthofviertel.
Jetzt wieder wie neu
Abends fahren wir mit alter Verbrenner-Technologie beinahe relaxed zurück. Wenn nur der nicht ganz billige Wechsel der in die Jahre gekommenen zwei Druckschläuche des Ladeluftkühlers gewesen wäre. So gehts halt stolzen Besitzern des letzten luftgekühlten Modells dieser Marke. Aber wie gut, dass sich der Schlauch-Exitus während der Probefahrt unseres Experten ereignet hat. Es soll einen ziemlichen Schlag getan haben.
Hier ein kurzes sommerliches Intermezzo: Fotographische, auch skurrile Momente eines heißen Sonntagmorgens. Spontaner Entschluss zu einem Frühstück in der Stadt! Karawanen von Münchnern fahren raus zum See, wir wagen das Gegenteil. Auf nach Minga! Irgendwie und irgendwo gibt´s dort, für uns Landeier, immer was Neues, zuweilen sogar subjektiv Spektakuläres.
München-spezifisch Bemerkenswertes koppelt der Autor bewusst und gern an den so untypisch bayerisch bescheiden klingenden uralten Namen unseres Frühstückszielorts. Auch einer nicht unrenommierten süddeutschen Tageszeitung zum Trotz. Denn diese schreibt am 28. Juli 2023 Minga sei eine No-go-Vokabel. Kein Münchner, der seine Stadt liebe würde dieses Unwort dulden. Bösartige Untertöne würden da mitschwingen. Eine Eigenheit auch der Zeitung immer alles besser wissen zu wollen.
Sei´s drum. Wir sind ja ohnehin keine Münchner mehr.
Erstes subjektiv bemerkenswertes Ereignis:
Die Brezel gehört unbestritten zu weiten Teilen Bayerns und zu München. Obwohl sie als christliche Fastenspeise eher aus den Nachbarlanden um den Freistaat herum stammt. Schließlich hatten die Bayern zum Fasten ihr gutes Bier mit überzeugendem Reason-why.
So erkläre ich mir auch, dass die Brezel in einer an Schwabings Leopoldstraße noch jungen, am Marienplatz aber schon längst renommierten Adresse einfältig rund ist. Eben keine angestammte bayerische Kompetenz, denke ich. Recht vordergründig um aufgeschnitten eine längerflächige Unterlage mit köstlicher (und heutzutage nicht ganz preisgünstiger guter Allgäuer Bio-) Butter bestreichen zu können – höchst unschwäbisch und hypergenüsslich.
(Derart verunstaltet und als Ikone des einfachen Genusses diskriminiert, hat der irritierte Autor das Objekt vor der die Rundform beweisenden Ablichtung verärgert zerlegt)
Das Vergehen an den einzelnen spezifischen lukullischen Genüsslichkeitspotenzialen der von dick bis dünn üppig bis grazil knusprig in sich verschlungenen Körperteile einer original-schwäbischen Brezel kann durch das gleichzeitige Shop-Angebot einer aufgemotzten „Bayerischen Schnittlauchbreze“ beileibe nicht gesühnt werden. Der Leser urteile selbst:
So sieht die Form einer aus dem württembergischen Immendingen auf unserer kürzlichen Rückfahrt von Spanien importierten Brezel aus.
Lediglich die Oberflächenstruktur und die Farbe haben durch das zwischenzeitliche Schockgefrieren etwas gelitten. Die differenzierten mund-, zungen- und gaumen-haptischen lukullischen Erlebnismomente sind noch uneingeschränkt gegeben.
(Der für Technologie-Fans möglicherweise aufwertende Hintergrund ist rein zufällig)
Dieses typisch schöne wie wohlschmeckende Exemplar wurde für den häuslichen Genuss frisch beim nahen Münsinger Altwirt erworben. Die renommierte Metzgerei mit ebensolchem Gasthof hat die besten Weißwürst weit und breit.
Chef Joseph und sein steirischer Koch Manfred würden mit deren wichtigstem Accessoire (neben einem gscheiten Senf) in Form, Qualität und differenzierter Genussfähigkeit keinerlei Risiko für ihr Ansehen als beste oberbairische Küche eingehen.
Deshalb rätselt der Autor weiter, ob das Exemplar tatsächlich direkt vor Ort gebacken oder aus dem angrenzenden kompetenten Bundesland eingeführt worden ist. (Dies war zumindest früher nicht ganz unüblich)
Zurück in die Schwabinger Leopoldstraße. Da schaut sich der Marketingmensch statt der einförmigen runden Breze lieber das differenzierte Consumer Behaviour der Minganer vor der ansonsten hohen Appetite Appeal ausstrahlenden Backwaren-Theke an
Mobilität ist bei den üppigen Minganer Baustellen eine Überlebensfrage. Flink eilt die Kundin mitsamt ihrer Radelrutschn der schon wartenden Kassiererin entgegen
Radlrutschn (schwäbisch Radelrutsch): Nach seinem Dreirad (ohne Einbeziehung des Korbkinderwagens und des sog. außen ebenfalls geflochtenen Sportwagens) ist sie des Autors zweites Fortbewegungsmittel mit Rädern. Sie kann als die nachkriegliche Vorgängerin der heutigen Wahnsinnsflitzer auf den Trottoirs und überall um uns herum gelten. Schön wär’s gewesen denke ich etwas weit hergeholt vor mich hin, wenn man auch der Diesel-Technologie eine solche Entwicklungschance gegeben hätte.
Nächstes Mal frühstücken wir vielleicht im Brez´n-Wirtshaus ein paar Schritte weiter. Schaun mer mal
Dann, an der quirligen Münchner Freiheit, kommt die echte Brezenform in menschennaher Umgebung zu ihrem verdienten Auftritt
Direkt an der Freiheit selbst und vor dem Outlet eines nicht unbekannten Gastronomen finden zwei beeindruckende Speisungen Minganer Obdachloser statt
Ein herzliches Danke an die Veranstalter und deren Förderer!
Two in one – freie Kost und gleichzeitig kostenlos (oder ohne ein schlechtes Gewissen) das Neueste aus Minga studieren
Sogar Parkplätze für die heutzutage vielfältigen und ausladenden Rad-Spezies stehen in bester Lage unentgeltlich zur Verfügung
Hat das Angebot, wahrscheinlich aufgrund der Hitze verpennt
Stolzer Selbstdarsteller in zünftiger bis edler gleichfalls werbender Gesellschaft
Das teuflisch beeindruckende Graffiti im Fußgängertunnel begleitet uns hoch zu einer wunderbaren jüngeren Minganer Kirche
Die Evangelisch-Lutherische Erlöserkirche anfangs der Ungererstraße ist die älteste evangelische Pfarrkirche Schwabings. 1899-1901 wird sie nach Plänen von Theodor Fischer errichtet. Sie gilt als eine Mischung aus Historismus und Jugendstil.
Auch Balkone und deren Möblierung können faszinieren. Gleich gegenüber der „protestantischen“ Erlöserkirche besticht dieser durch seinen Minimalismus
Braucht keine Möblierung – typisch Schwabinger Kaiserstraße
Hier fasziniert die neubyzantinische Kirche (1835-1850) mit ihrer Benediktinerabtei. Bonifatius, der Namensgeber dieser Schwabinger Institution, gilt interessanterweise als Apostel der Deutschen
Beeindruckend voll an einem heißen Tag
Draußen vor der Tür Frage mich immer noch, ob ich den Mann hätte ansprechen müssen
Am neu gestalteten Elisabethmarkt ist manches anders geworden. Am Rande konkurrieren, mit einfachen fotografischen Mitteln nur unzureichend erfassbar, Geschäfte namens true society und NEOSOCIETY MUNICH. Begreife schließlich die links gelegene Geschäftsidee als einen Wahrhaftigkeit versprechenden Brautausstatter.
Geblieben ist Gott sei Dank die Schule gegenüber und das Wirtshaus mittendrin. Für ein Weißwurst-Frühstück ist leider alles belegt. Wir freuen uns trotzdem drüber.
Am Kurfürstenplatz ist der kleine Italiener ein ewig junger Hingucker
Sympathisches Balkonleben unweit der vertrauten alten Heimat
Im renommierten und jetzt renovierten Haus Nummer 33 gibt’s um halbzwölf die seit dem zweifelhaften Brezenfrühstück ersehnten Weißwürst nur noch im Winter zum Brunch.
Dies erklärt uns höflich und bestimmt eine junge Adrette im Empfangsdamen-Stil. Früher waren die Bedienungen der Max Emanuel Brauerei münchnerisch-kauzig, wie es sich zumindest damals gehörte. Aber das gibt´s nicht mal mehr im Residenz Weinkeller.
Dann wird’s halt wieder mal der Mario in Nummer 15. Ganz oben haben wir zwanzig Jahre lang gelebt.
Schon an der Hofterrasse zur Amalien-Passage kommt mit ausgestreckten Armen „unser ewiger“ wunderbarer Kellner Athanasios auf uns zu. Drinnen eilt der ebenfalls vertraute Auch-Nikon-Fan hinter seinem Tresen hervor. Besser kann jetzt die historisch erste und beste Holzkohlen-Pizza Münchens nicht schmecken. Luja, sog´ i – tutto bene
Come sempre, halbe Quattro Stagioni und a Viertele im Mario-Krügle
Bei 33 Grad fahren wir gerne zurück aufs Land.
Und natürlich gibt’s beim Altwirt auch im Sommer d´Weißwurst ohne Brunch, sogar Kalbshirn und Kalbskopf
Köstliches Landleben
Auch die Münchner werden ihre Stadt in wenigen Stunden zurückerobern. Manche, wie wir damals auch, als eine eigenständige g´standene Mixtur von werblich positionierten Weltstädtern mit Herz und urbanen Narzissten mit einem Schuss Kini-Glamour im Hinterkopf. Man könnte es liebevoll Minga-Touch nennen.
Allerdings, wir konnten noch ohne das aktuelle Renovierungs- und Baustellen-Desaster leben. Hier zahlen die Neuen für die Versäumnisse unserer relaxteren Minga-Zeit.
Minga negativ geladen? No way. Wahrscheinlich kommt der Name ganz einfach von Mench, auch das Stadtwappen signalisiert das.
Wie aber wird nur ein mönchsähnliches Münchner Kindl draus?
Der Autor wertet dies ohne weitere lästige analytische Recherche als typischen Versuch der Minganer immer was noch Besseres sein zu wollen. Einschlägige Beobachtungen in marketingnahen kommunalen Gremien lassen ihn das mit Begeisterung vermuten. Und, was der eingangs genannten Zeitung recht ist, ist dem gelegentlichen Blogger schon lange billig.
A bisserl Spektakuläres gehört hierzulande halt einfach dazu – oder ?
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